Taphophil....

Friedhöfe sind traurige und düstere Orte. Sind sie das? Für mich nicht. Ich gehe gerne auf Friedhöfe, je älter sie sind, desto interessanter finde ich sie. Und oft sind sie gerade in Großstädten wahre Oasen der Stille. Ich stelle mir immer vor, was die Grabsteine alles schon erlebt haben und was sie erzählen könnten über die vergangenen Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Deswegen gehe ich nie ohne meine Kamera auf einen Friedhof, denn ich liebe es, diese Welt der Stille auf Bildern festzuhalten. Allen, denen es genauso geht, wünsche ich viel Freude beim Ansehen der Fotos auf meinem Blog. Und wer es noch nicht wusste: Die Faszination für Friedhöfe nennt man Taphophilie, was vom griechischen Wort "taphos" (Grab) kommt...




Mittwoch, 4. November 2015

Ein Gedicht zum November


Novemberabend 
Ein Hauch des Grabes schien von Blatt zu Blatt, 
Von Ast zu Ästen träg zu wallen; 
Das letzte Laub nur klammerte noch matt 
Sich an die Zweige vor dem Fallen. 

Vom Nebel des Novembers kalt umtrieft, 
Der rings auf Hügeln lag und Mooren, 
Hin schritt ich, in Erinnerung vertieft, 
An all das Glück, das ich verloren. 

Der Jugend Hoffnungen und Träume deckt 
Für immerdar die Nacht der Grüfte, 
Und meine Seele bebt zurück erschreckt, 
Wenn ich den Leichenschleier lüfte. 

Dahin, wie meines Geistes kühner Flug, 
Ihr, die im Arm ihr einst mir ruhtet! 
An Wunden, die euch früh das Schicksal schlug, 
Um mich, vor mir seid ihr verblutet! 

Der einsam ich zurückgeblieben bin, 
Nun stürmen fühl' ich's rau und rauer, 
Und meines Lebens Blätter sinken hin, 
Die letzten in des Herbstes Schauer. 

Ich dacht' es; hinter Wolken, trüb' und schwer, 
Sah ich das Abendlicht verglimmen, 
Und leise trug der Wind vom Friedhof her 
Mir an das Ohr der Toten Stimmen. 

Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)