Bis dahin hatten die beiden Hauptkirchen, sprich Evangelisch und Katholisch, das Bestattungsmonopol. Als dieses nun ins Wanken geriet, reagierte die Kirche natürlich mit Protest, denn sie hatte Angst um die lukrativen Gruftgelder.
Aber der Fortschritt ließ sich nicht mehr aufhalten und in der französischen Besatzungszeit kamen viele Neuerungen auf.
1804 erließ Napoleon ein Reformdekret, in der die Bestattungsordnung in den von ihm verwalteten Gebieten neu gestaltet und weltlicher wurde. So entstanden riesige Friedhöfe außerhalb der Städte. Eines der schönsten erhaltenen Beispiele dafür ist der Kölner Melatenfriedhof. Ich selbst war leider bisher noch nicht dort, aber das möchte ich unbedingt irgendwann mal.
Aus den eher tristen und irgendwie unsystematisch wirkenden Friedhöfen wurden Parkanlagen. Es waren nicht länger nur Orte der Trauer und Erinnerung, sondern sie luden auch zum Sparziergang ein. Hintergrund bei der neuen Reihengrabbestattung war der Gleichheitsgedanke. Außerdem wollte man durch üppige Baumbepflanzung angeblich gefährliche Ausdünstungen durch Verwesung reduzieren.
Sehr schöne Parkfriedhöfe gibt es auch in Essen (Ostfriedhof) und Dortmund (Ostfriedhof).
Nach Napoleon setzte sich dann allerdings nach und nach wieder ein Standesdenken durch, auch über den Tod hinaus. So kam es, dass reiche Familien in großen Gruften beerdigt wurden, meistens gut sichtbar an den Hauptwegen. Weniger begüterte Verstorbene wurden dagegen eher an Nebenwegen beigesetzt. Auf alten Friedhöfen sieht man das auch heute noch sehr gut, wie z. B. auf dem Südfriedhof in Leipzig oder auch auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Das Wort "Friedhof" hat übrigens nichts mit "Frieden" zu tun, sondern es geht auf die alt- und mittelhochdeutschen Wörter "Frithof" und "Vrithof" zurück, was "umfriedeter Platz" bedeutet.
Fortsetzung folgt...