Taphophil....

Friedhöfe sind traurige und düstere Orte. Sind sie das? Für mich nicht. Ich gehe gerne auf Friedhöfe, je älter sie sind, desto interessanter finde ich sie. Und oft sind sie gerade in Großstädten wahre Oasen der Stille. Ich stelle mir immer vor, was die Grabsteine alles schon erlebt haben und was sie erzählen könnten über die vergangenen Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Deswegen gehe ich nie ohne meine Kamera auf einen Friedhof, denn ich liebe es, diese Welt der Stille auf Bildern festzuhalten. Allen, denen es genauso geht, wünsche ich viel Freude beim Ansehen der Fotos auf meinem Blog. Und wer es noch nicht wusste: Die Faszination für Friedhöfe nennt man Taphophilie, was vom griechischen Wort "taphos" (Grab) kommt...




Montag, 15. Juli 2019

Der Friedhof und seine Entwicklung

Im Jahr 1789 entstand der erste kommunale zentrale Begräbnisplatz in München.
Bis dahin hatten die beiden Hauptkirchen, sprich Evangelisch und Katholisch, das Bestattungsmonopol. Als dieses nun ins Wanken geriet, reagierte die Kirche natürlich mit Protest, denn sie hatte Angst um die lukrativen Gruftgelder. 
Aber der Fortschritt ließ sich nicht mehr aufhalten und in der französischen Besatzungszeit kamen viele Neuerungen auf. 
1804 erließ Napoleon ein Reformdekret, in der die Bestattungsordnung in den von ihm verwalteten Gebieten neu gestaltet und weltlicher wurde. So entstanden riesige Friedhöfe außerhalb der Städte. Eines der schönsten erhaltenen Beispiele dafür ist der Kölner Melatenfriedhof. Ich selbst war leider bisher noch nicht dort, aber das möchte ich unbedingt irgendwann mal. 


Aus den eher tristen und irgendwie unsystematisch wirkenden Friedhöfen wurden Parkanlagen. Es waren nicht länger nur Orte der Trauer und Erinnerung, sondern sie luden auch zum Sparziergang ein. Hintergrund bei der neuen Reihengrabbestattung war der Gleichheitsgedanke. Außerdem wollte man durch üppige Baumbepflanzung angeblich gefährliche Ausdünstungen durch Verwesung reduzieren. 
Sehr schöne Parkfriedhöfe gibt es auch in Essen (Ostfriedhof) und Dortmund (Ostfriedhof).

Nach Napoleon setzte sich dann allerdings nach und nach wieder ein Standesdenken durch, auch über den Tod hinaus. So kam es, dass reiche Familien in großen Gruften beerdigt wurden, meistens gut sichtbar an den Hauptwegen. Weniger begüterte Verstorbene wurden dagegen eher an Nebenwegen beigesetzt. Auf alten Friedhöfen sieht man das auch heute noch sehr gut, wie z. B. auf dem Südfriedhof in Leipzig oder auch auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Das Wort "Friedhof" hat übrigens nichts mit "Frieden" zu tun, sondern es geht auf die alt- und mittelhochdeutschen Wörter "Frithof" und "Vrithof" zurück, was "umfriedeter Platz" bedeutet.


Fortsetzung folgt...